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Was lernen wir aus den verheerenden Vegetationsbränden im Großraum Los Angeles ?

Aktualisiert: 6. Feb.

Anfang 2025 wurde der Großraum Los Angeles erneut von Flächenbränden heimgesucht, die sowohl in den USA als auch international für große Aufmerksamkeit sorgten.


Quelle: The Guardian | verbrannte Straßenzüge beim Palisades-Fire
Quelle: The Guardian | verbrannte Straßenzüge beim Palisades-Fire

Die beiden Großbrände „Palisades-Fire“ und „Eaton-Fire“, forderten insgesamt 29 Todesopfer, zerstörten mehr als 16.000 Gebäude und legten zehntausende Hektar Land in Schutt und Asche. Zeitgleich gab es noch weitere Brände, welche von den Einsatzkräften bekämpft werden mussten.

Nach über 3 Wochen sind nun alle Brände dank einsetzenden Regens und der unermüdlichen Arbeit aller beteiligten Organisationen unter Kontrolle.

Angesichts dieser dramatischen Ereignisse stellt sich auch hierzulande die Frage: Könnten ähnliche Szenarien in Deutschland auftreten?


Die Antwort ist komplex und lautet: Ja und Nein, Deutschland hat u.a. andere klimatische und geografische Bedingungen als Kalifornien, somit werden Großbrände in diesen Dimensionen eher unwahrscheinlich sein. Die Brände von Los Angeles zeigen uns aber wichtige Trends, aus denen wir für den Schutz von Mensch, Natur und Infrastruktur auch in Deutschland lernen können. So können durchaus Vegetationsbrände schnell auf angrenzende Bebauungen übergreifen. Dies haben wir bereits mehrfach erlebt.


Brände im Detail: Palisades-Feuer und Eaton-Feuer


Palisades-Feuer: Dieses Feuer brach am 7. Januar 2025 in der Nähe des Pacific Palisades-Viertels in Los Angeles aus. Innerhalb kürzester Zeit breitete es sich auf über 9.300 Hektar aus. Der Grund für die rasante Ausbreitung war eine Kombination aus einer bereits seit mehreren Monaten anhaltender Dürre, dichter, ölhaltiger Vegetation und extrem starken Winden. Besonders die regionalen Santa-Ana-Winde, die Geschwindigkeiten von bis zu 120 km/h erreichen können, fachten die Flammen immer weiter an. Die Winde sorgten dafür, dass in den ersten Stunden nach Brandausbruch keine Löschflugzeuge oder Hubschrauber eingesetzt werden konnten.


Eaton-Feuer: Fast zeitgleich entfachte das Eaton-Feuer in der Region rund um Pasadena und Altadena. Auch dieses Feuer entwickelte sich rasant und sorgte für massive Evakuierungen. Tausende Menschen mussten innerhalb von Stunden ihre Häuser verlassen. Besonders eindrücklich waren die Szenen, in denen Bulldozer Schneisen durch die von Pkw verstopften Zufahrtsstraßen zu den Wohngebieten bahnten. Erst durch ihren Einsatz wurde es den Löschmannschaften möglich, die Brandherde zu erreichen.

Quelle: Bild-Zeitung | Bulldozer beim Freiräumen von Zufahrten ins Brandgebiet
Quelle: Bild-Zeitung | Bulldozer beim Freiräumen von Zufahrten ins Brandgebiet

Warum solche Brände bei uns (noch) nicht möglich sind


Zwar können wir ähnliche Szenarien nicht eins zu eins übertragen, da die klimatischen Voraussetzungen deutlich unterschiedlich sind:


  • Vegetation: In Kalifornien dominieren dichte, trockene Macchia-Gewächse und Pinienwälder, die extrem brennbar sind.

  • Wetter: Kalifornien leidet regelmäßig unter anhaltenden Dürren, hohen Temperaturen und extremen Winden – Bedingungen, die Brände begünstigen.

  • Topografie: Die hügeligen und schwer zugänglichen Gebiete erschweren die Brandbekämpfung zusätzlich.


Allerdings kann es auch zu wachsenden Bedrohungen in Deutschland kommen:

 

  1. Brände außerhalb der klassischen Waldbrandsaison:

    Früher konzentrierten sich Wald- und Vegetationsbrände in Deutschland auf die heißen Sommermonate. Doch die Brände in Kalifornien zeigen, dass Feuer auch in den „untypischen“ Jahreszeiten wüten können – wie zum Beispiel im Winter oder Frühjahr.


    Auch hierzulande kam es in den letzten Jahren immer wieder zu Bränden rund um Ostern. Grund dafür sind u.a. der noch trockene Winter-Brennstoff nach und eine erhöhte Brandgefahr durch menschliche Aktivitäten (Osterfeuer, Grillen, etc.).


  2. Zunehmende Gefahr für Siedlungen und Infrastruktur:

    In Deutschland wird der Übergang von Wald- und Feldflächen zu bewohnten Gebieten immer fließender. Dieses sog. Wildland-Urban-Interface entsteht bei neuen Siedlungen in waldnahen Gebieten, was das Risiko erhöht, dass Brände auch Häuser und Infrastruktur bedrohen. Zusätzlich gehen landwirtschaftlich genutzte Flächen bis an die Gärten der Ein- und Mehrfamilienhäuser und bieten im Brandfall keine Schutzzone.


Die dramatischen Ereignisse in Los Angeles zeigen, wie wichtig es ist, frühzeitig präventive Maßnahmen zu ergreifen, um im Ernstfall gewappnet zu sein.

1. Integrierter Gebäudeschutz in der Einsatzplanung

In Deutschland müssen wir Gebäude und Siedlungen aktiv in die Einsatzplanung einbeziehen. Das bedeutet:

  • Schaffung von Brennstoff reduzierten Schutzstreifen zwischen Wald- und Wohngebieten

  • Frühzeitige Evakuierungspläne für gefährdete Siedlungen


2. Wissenstransfer und Schulung von Einsatzkräften

Programme wie unser E-Learning-Modul „Gebäudeschutz im Vegetationsbrand helfen Einsatzkräften, gezielte Strategien zur Brandbekämpfung in der Nähe von Gebäuden zu entwickeln.


3. Stärkere Zusammenarbeit zwischen Behörden und Bevölkerung

Brände können schneller und effektiver bekämpft werden, wenn Behörden, Einsatzkräfte und Anwohner zusammenarbeiten.

Präventionsmaßnahmen wie Aufklärungskampagnen, Schaffung von Schutzzonen oder Feuerverbote in Trockenzeiten müssen konsequent kommuniziert und durchgesetzt werden.


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