Helikopter-Löschmannschaften – Ein Gamechanger bei der Vegetationsbrandbekämpfung?
FireToolBox- 22. März
- 3 Min. Lesezeit
Was haben Länder wie Spanien, Portugal, Kroatien, Griechenland mit den USA gemeinsam?
Diese Länder setzen alle auf den Einsatz von Helitack-Einheiten bei der initialen Bekämpfung von Wald- und Flächenbränden.
Doch bevor die Frage, ob Löschmannschaften, die per Helikopter transportiert werden, auch in Deutschland sinnvoll eingesetzt werden können, sollten zunächst der Blick über den Tellerrand erfolgen.
Spanien und Portugal
Mit über 40 Helikopterstandorten verfügt Spanien über ein dichtes Netz, um gezielt Einheiten zur initialen Brandbekämpfung einsetzen zu können. Die Einsatzkräfte sind unter anderem bei der LAS Brigadas de Refuerzo en Incendios Forestales (BRIF) als Waldbrandbekämpfer angestellt.
In Portugal werden Einheiten der Nationalgarde (GNR) oder der Forca Especial de Bombeiros Canarinhos (FEB) als Helitack-Crews beschäftigt.
In beiden Ländern sind eine Vielzahl von Löschhubschraubern nur in der Waldbrandsaison verfügbar und unter anderem von deutschen Firmen angemietet.
Die Einbindung der Löschmannschaften bietet folgende Vorteile:
Schnelles Eintreffen am Brandherd
Die Helitack-Crews erreichen die Einsatzstelle häufig deutlich schneller als Bodeneinheiten. Aus der Luft können sie das Feuer zunächst zwei- bis dreimal umkreisen, Bilder und Videos vom Brandverhalten anfertigen und diese Informationen an die Einsatzleitung weitergeben.
Dies ermöglicht eine fundierte Entscheidungsgrundlage für die Brandbekämpfung.
Gezielte Absetzung der Mannschaften
Nach Abstimmung mit dem Piloten können die Teams möglichst nah und sicher in unmittelbarer Nähe zum Brandherd abgesetzt werden. Mit Handwerkzeugen beginnen sie unmittelbar, das Feuer einzudämmen, während der Hubschrauber parallel Löschwasser aufnimmt und die Brandbekämpfung aus der Luft unterstützt.
Um den Löschhubschrauber möglichst effektiv einsetzen zu können, werden in den Wintermonaten Löschwasserentnahmestellen erkundet, hergerichtet oder neu angelegt und in entsprechendem Kartenmaterial aktualisiert. Mit diesen Daten versorgt, sucht der Pilot nach geeigenten naheliegenden Entnahmestellen.
Effektivität durch Schnelligkeit
Diese Erstmaßnahmen zielen darauf ab, die Ausbreitung des Feuers so weit wie möglich einzudämmen, bevor die Bodeneinheiten eintreffen. Die Helikopter-Löschmannschaften fungieren also als Erstangriffseinheiten, die wertvolle Zeit für die später eintreffenden Kräfte erkaufen.
Schnelle Wiederherstellung der Einsatzbereitschaft
Ein weiterer entscheidender Punkt ist die Einsatzfrequenz. In Portugal kehren solche Einheiten beispielsweise nach etwa 90 Minuten an ihren Stützpunkt zurück, um aufzutanken und sich für den nächsten Einsatzbereit zumachen.
Griechenland und Kroatien
In beiden Ländern werden die speziell trainierten Einheiten meist zur Brandbekämpfung in unwegsamen Gelände alarmiert und je nach Hubschrauber-Typ (Super Puma oder MIL-MI-17) werden 10 bis 15 Einsatzkräfte mit Handwerkzeugen, kleinen Pumpen, Schlauchmaterial und Faltbehälter abgesetzt und durch die Hubschrauber mit Bumbi-Buckets bei den Löschmaßnahmen unterstützt.
In Griechenland sind die Einheiten noch relativ neu und können auch bei der initialen Brandbekämpfung eingesetzt werden.
Folgende Vorteile ergeben sich bei der Einbindung in das vorhanden System zur Vegetationsbrandbekämpfung:
Einsatzorte im Gelände schnell erreichbar
Die Einsatzorte im unwegsamen Gelände / Gebirge sind größtenteils für Löschfahrzeuge kaum oder mit großem zeitlichen Aufwand verbunden, erreichbar. In den Ländern sind allerdings oft Seen oder Flüsse vorhanden, welche von den abgesetzten Löschmannschaften durch kleine leistungsstarke tragbare Pumpen als natürliche Wasserentnahmestellen genutzt werden. Die Pumpen speisen kleine D-Leitungen über mehrere hundert Meter und ermöglichen in Kombination mit Handwerkzeug und Löschrucksack eine gezielte Brandbekämpfung.
Weiterhin können die Löschhubschrauber das Feuer direkt durch Wasserabwürfe bekämpfen oder mitgebrachte Faltbehälter vor Ort mit Wasser befüllen.
Brandbekämpfung von speziell trainierten Einheiten
Die Löschmannschaften sind speziell in diesen Taktiken geschult und verfügen über eine erweiterte Schutzausrüstung, um für längere Einsätze ohne verfügbare Logistik gerüstet zu sein.
Gerade die Zusammenarbeit mit den Hubschraubern (Ein- und Ausstieg, ggf. Abseilen, etc.) und auch das effiziente und sichere Arbeiten im unwegsamen Gelände macht ein umfangreiches Training notwendig.
Wie kann Deutschland von diesem Wissen profitieren?
Um solche effektiven Methoden auch in Deutschland umzusetzen, braucht es eine gute Planung und Koordination:
Regionale Verfügbarkeit von Helikopter-Einheiten
In waldbrandgefährdeten Regionen wäre es sinnvoll, speziell für die Sommermonate Helikopter-Löschmannschaften bereitzuhalten. Sie sollten frühzeitig alarmiert werden, um Brände schnell einzudämmen und die Arbeit der Bodeneinheiten zu unterstützen.
Weiterhin sollten geschulte Einsatzkräfte in den alpinen Gebieten bereitstehen, um dort bei Bränden im unwegsamen Gelände effektiv eingesetzt werden zu können.
Zusammenarbeit zwischen Luft und Boden
Ein effektives Zusammenspiel zwischen Boden- und Luftkräften muss im Voraus trainiert werden. Gemeinsame Einsatzpläne und abgestimmte Abläufe sind essenziell, um die begrenzten Ressourcen – insbesondere angesichts der hohen Flugkosten – effizient zu nutzen.
Einsatz als Erstangriffseinheiten
Diese Teams dürfen nicht erst dann in den Einsatz kommen, wenn der Brand bereits zu groß oder als eingedämmt gilt. Ihre Stärke liegt in der schnellen und präzisen Reaktion, die dazu beiträgt, Brände frühzeitig kleinzuhalten.
Fazit
Die Integration von Helikopter-Löschmannschaften in die deutsche Vegetationsbrandbekämpfung bietet ein enormes Potenzial, Brände effektiver und schneller zu bekämpfen.
Entscheidend dafür sind jedoch Investitionen in die Infrastruktur, die Schulung der Kräfte und die enge Zusammenarbeit zwischen Boden- und Luftunterstützung. Länder wie Portugal und Spanien zeigen, wie solche Einheiten erfolgreich eingesetzt werden können.
Die ersten Ansätze sind in Deutschland schon durchaus vorhanden und sehr positiv zu bewerten.
Der Einsatz von speziell trainierten Flughelfern zur Unterstützung bei der Brandbekämpfung aus der Luft, oder auch die Luftkoordinatoren, sind als wichtige Bausteine zu benennen.
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